Die Spitzengeschichte von 's Gravenmoer.



Im Jahr 1293 übergab der holländische Graf Floris V. eine Anzahl von Sümpfen im Süden von "Groote of Zuidhollandsche Waard" an Steven van Waalwijk zum Trockenlegen. 1365 entstand dort eine Gemeinschaft, und seither wird der Name 's Gravenmoer (dt.: des Gragen Sumpf) gebraucht.
Eine wichtige Rolle haben Schiffe in der Geschichte des Dorfes gespielt; jahrhundertelang war der Torf die Haupteinnahmequelle.
Das Spitzenklöppeln geht zurück bis in das 17. Jahrhundert und ist eng verbunden mit 's Gravenmoer. Es liegt daher auf der Hand, daß eines der bekanntesten Motive ein Boot ist.

Im achtzigjährigen Krieg (1568-1648) gingen viele Archivalien durch Kriegshandlungen, Plündereien und Brandstiftung verloren. Die Franzosen brannten 1672 beinahe das ganze Dorf nieder, aber trotzdem blieb vom Archiv noch etwas übrig, aus dem hervorgeht, daß man zu jener Zeit schon Spitze angefertigt hatte. Die Klöpplerinnen blieben trotz der widrigen Umstände ihrer Arbeit treu. Es ist jedoch wenig darüber bekannt. Man weiß aber, daß im 19. Jahrhundert Spitzen für die Hauben geklöppelt wurden. Die älteste bis heute erhaltene "keuvel" (dt.: Haube) oder Schleierhaube stammt von etwa 1850.

1819 klöppelten in 's Gravenmoer neunzig Frauen und Mädchen und sechzig Kinder. In jedem Haus konnte man eine Klöpplerin finden. Ende des 19. Jahrhunderts gab es nur noch fünfzig Frauen, wovon zwei unter fünfzehn Jahren alt waren, die Spitzen herstellten.
Eine Elle Spitze erforderte 12 bis 16 Stunden Arbeit, wodurch eine Klöpplerin im Durchschnitt 3,1 Cent in der Stunde verdiente.

's Gravenmoer wurde in der Spitzenwelt bekannt durch die Haubenspitzen, die im 19. Jahrhundert gemacht wurden. Kennzeichnend für diese Spitze sind die besonderen Motive, wie das Boot, die Mühle und der Baum.
Was diese Spitzen so einmalig macht, ist die Anwendung des schrägen Halbschlages, der auf eine besondere Art geklöppelt wird. Dieser schräge Halbschlag wird in der Weise gearbeitet, daß man im Gegensatz zum üblichen Halbschlag, statt horizontaler Linien nun vertikale Linien erreicht. Der schräge Halbschlag wird so oft verwendet für diese Haubenspitzen, daß man in den Niederlanden von 's Gravenmoerer Spitze spricht.





Menü